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Objektgruppe Metall

„…33 Ellen Leinenwandes…”

Eine Tuchplombe aus Leiden

FO: Große Bäckerstraße 26
Blei, Dm. 1,3 cm,
Leiden, Niederlande, 17. Jahrhundert

Lüneburger Wollweber stellten im 15. Jahrhundert mehrere Arten von Tuch her, u.a. braune, weiße und graue sowie kurze und lange Laken. Vermutlich waren diese Tuche in ihrer Qualität grob bis mittelfein. Über die Lüneburger Leinenweber ist nur wenig bekannt.

Zur Fertigung der Kleidung legte man aber auch Wert auf auswärtige Tuche. Auf dem Michaelismarkt handelten Gewandschneider und Tuchmacher aus Hamburg, Stade, Braunschweig, Hannover, dem Rheinland, aus Hessen und Holland. Auf diesem Markt wurden Tuche aus England, Leiden und Den Haag und Hosen aus Flandern angeboten.

Tuchplombe
Rückenansicht der Tuchplombe mit der Umschrift (LEYDEN); rechts: Vorderansicht

Aus dem niederländischen Leiden stammt eine kleine Tuchplombe aus Blei. Auf der Vorderseite trägt sie die Beschriftung „33°°”. Diese Längenbezeichnung bedeutet 33 Ellen der Stoffbahn, die mit dieser Plombe versehen war, ungefähr 20 - 22 m. Die Angabe ist deswegen so ungenau, da in Europa eine ganze Reihe von gleichnamigen Längenmaßen in Gebrauch waren. Die Länge der Elle schwankt dabei zwischen 63 und fast 69 cm. Vermutlich ist hier die Amsterdamer Elle mit einer Länge von 68,8 cm zu Grunde gelegt. Die Rückseite trägt die Buchstaben „GDF” und die Umschrift „LEYDEN”. Dies belegt den Produktionsort Leiden, die Buchstabenkombination „GDF” kann entweder für einen Hersteller oder für eine Qualitätsstufe stehen.

schematische Darstellung
Schematische Darstellung der Verwendung (nach Schütte 1993)

Die Tuchplombe, die mit großer Wahrscheinlichkeit in das 17. Jahrhundert datiert, belegt den regen Handelskontakt mit den Niederlanden. Obwohl das 17. Jahrhundert durch Kriege geprägt war und sich zudem andere Wirtschaftsformen durchsetzten, ist auch am Ende der Hansezeit der Fernhandel in dieser alten Wirtschaftsregion noch von großer Bedeutung. Gerade für Binnenstädte wie Lüneburg bildeten die Niederlande ein Tor zur Welt.

Autor: Marc Kühlborn; in: Denkmalpflege in Lüneburg 2002, 18-19.

Literatur