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Objektgruppe Keramik

Zieglerware

Bratspießhalter

Bratspießhalter gehörten zum Inventar der mittelalterlichen Küche und waren bevorzugt in wohlhabenden, städtischen Haushalten in Gebrauch. Das lag vor allem daran, dass in den höhergestellten Haushalten mehr Fleisch gegessen wurde als in ärmeren Schichten. Bratspießhalter waren meist kompakte, handgefertigte Keramikvorrichtungen, die sich oft keilförmig nach oben verjüngten und mehrere Löcher mit einem Durchmesser von ca. 3 cm aufwiesen. Durch diese Löcher wurde der Bratspieß gesteckt. Außerdem gab es bei einigen Bratspießhaltern Variationen an der Außenseite. Dort waren runde, halbkreisförmige Kerben ausgearbeitet, um noch mehr Möglichkeiten zu schaffen, den Bratspieß zu halten und um ihn zusätzlich zu verzieren. Bratspießhalter hielten den Spieß, auf dem das Fleisch zum Braten aufgespießt war, in der richtigen, gewünschten Distanz zum Feuer. Der Bratspießhalter war in verschiedenen Höhen durchlocht, so dass der Bratspieß dementsprechend in der Höhe verstellbar angebracht werden konnte und so die Distanz zum Feuer variierte. Mit Hilfe der Drehfunktion konnten alle Seiten des Fleischstücks gleichmäßig gebraten werden. Außerdem wurde verhindert, dass das Fleisch anbrannte. Ein weiterer Aspekt zum Vorteil des Bratspießhalters war, dass die Haltehilfe desto dringender wurde, je schwerer das Fleischstück war. Bratspießhalter waren oft mit Ritz- oder Stempelmustern verziert.

Abb. 1
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Der Bratspießhalter (Abb. 1), der in der Salzstraße am Wasser gefunden wurde, ist aus roter Irdenware, sogenannte Zieglerware und weist stern- oder sonnenförmige Ritzmusterverzierungen auf. Erhalten ist weniger als die Hälfte. Die maximale Länge des Fragmentes beträgt 22 cm und die maximale Breite 15,7 cm. Der Bruch ist porös und rissig, Kalkknollen befinden sich im Bruch. Eine komplette Durchlochung ist erhalten, ebenso wie drei halbrunde Kerben, wovon eine ebenfalls der Ablage des Spießes diente. So war es möglich, den Spieß sowohl 8 cm als auch 10 cm hoch zu befestigen. Wie oben schon beschrieben, ist auch dieser Bratspießhalter keilförmig aufgebaut, der Höhenunterschied der Breite zwischen dem unteren Ende und ungefähr der Mitte beträgt ca. 3 cm, wobei zu erwähnen ist, dass dieser Bratspießhalter sich nicht nach oben hin verjüngt, sondern zu den Seiten hin und in der Mitte am breitesten ist.

Bratspießhalter aus Ziegelton wurden in Ziegeleien gefertigt. So ist es nicht verwunderlich, dass Bratspießhalter die gleichen qualitativen Mankos aufweisen wie die Backsteine.

Abb. 2
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Zwei weitere Bratspießhalter aus Lüneburg sollen hier auch Erwähnung finden. Sie wurden 2003 auf der Parzelle „Bei der St. Johanniskirche 19” gefunden. Der größere von beiden (Abb. 2) ist aus Ziegelton und weist außer ein paar wohl beim Brand unabsichtlich herab getropften Glasurtropfen keine Glasur auf. Die Glasurtropfen weisen darauf hin, dass der Bratspießhalter während des Brandes im Ofen lag und nicht stand. Der Bratspießhalter weist eine Höhe von 17,5 cm auf, und 27,8 cm der Länge sind erhalten. Der Bruch ist rissig und geklüftet. Der Bratspießhalter ist typisch keilförmig aufgebaut und hat die Form eines Halbkreises, auf dessen gerader Seite er steht. An der Unterseite ist er 13 cm breit, an der Oberkante ca. 2,5 cm. Die runde Seite des Halbkreises, die gleichzeitig die Oberkante des Bratspießhalters darstellt, ist gleichmäßig beschnitten worden, sodass die Oberfläche sehr glatt ist. Dieser Feuerbock besitzt auf der einen Seite eine reine Ritzmusterverzierung, während auf der anderen Seite quadratische Kreuzstempel (ca. 1 cm groß) und ineinander schneidende Kreise die Dekoration beschreiben. Ebenfalls auf dieser Seite befinden sich nicht so auffällige Ritzungen, die wahrscheinlich vom Gebrauch her rühren. Auf beiden Seiten sind Gebrauchsspuren in Form von sekundären Abschabungen zu entdecken. Die Ritzmusterverzierung der einen Seite ist bis zu 5 mm tief eingeritzt, und die Ritze sind teilweise verbreitert worden. Eine Durchlochung, um den Bratspieß zu befestigen, ist erhalten, diese war jedoch nie ganz geschlossen. Sie hat einen Durchmesser von 2,5 cm, 0,4 cm sind offen. Eine andere Durchlochung ist zur Hälfte weggebrochen. An der Oberkante des Bratspießhalters sitzt zwischen den beiden Durchlochungen ein eingeritztes, ca. 4 cm langes Kreuz. Ebenfalls auffällig ist die etwas ausgehöhlte Unterseite, vielleicht um einen besseren Halt des Spießhalters zu erlangen.

Abb. 3
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Der andere Bratspießhalter (Abb. 3) ist ebenfalls aus Ziegelton und auf beiden Seiten glasiert. Er ist 18,3 cm hoch, und die erhaltene Länge beträgt 13,8 cm. Die glasierte Oberkante ist rau und matt und 2,5 cm breit. Während des Brandes wird der Bratspießhalter nicht gleichmäßig Hitze erhalten haben, denn der Bruch der einen Seite ist fast durchgehend grau und die sonst dunkelbraune Glasur ist grünlich. Dieser Bratspießhalter hat eine komplett erhaltene Durchlochung und einen weiteren Ansatz einer ehemals kompletten. Die Durchlochungen sind auch innen glasiert. Wie die anderen Bratspießhalter ist auch dieser keilförmig aufgebaut und weist dazu noch eine tunnelartige ca. 5 cm hohe Rundung am Boden auf, damit er auf zwei „Beinen” steht. Die Durchlochung und andere kleine Ritzen sind gefüllt von späterem Baumaterial (Gipsmörtel), das Hinweis auf sekundäre Benutzung gibt. Als Dekoration sind von der Durchlochung ausgehende strahlenförmige Ritzverzierungen an beiden Seiten zu beobachten.

Die zuletzt beschriebenen Spießhalter weisen größere Parallelen zu denen in den Niederlanden gefundenen auf, als der, der in der Salzstraße am Wasser gefunden wurde. So weist auch ein niederländischer Bratspießhalter die Aushöhlung an der Unterseite auf, um festeren Halt zu garantieren, ein anderer ist glasiert und verziert wie einer der Lüneburger von der Parzelle Bei der St. Johanniskirche 19.

Literatur