Objektgruppe Glas
Kelchgläser, optisch geblasenes Dekor
Kelchglas
FO: Lüneburg, Baumstraße 17 (Kloake)
farbloses Glas mit deutlichem Manganstich, geklebt,
H 11,9 cm; Ø Fuß 7,0 cm; Ø Lippe 7,8 cm; Gd. 0,6 mm
Nordfrankreich oder Niederlande, um 1600
Das Glas aus der Baumstraße ähnelt dem Fußbecher von Am Sande 19, unterscheidet sich aber doch in einigen Details. So ist der Fuß anders hergestellt und ein kugeliger Nodus verbindet Fuß und trichterförmige Kuppa. Das Oberteil des Gefäßes wurde zunächst in einer Form mit Wabenmuster vorgeblasen und anschließend im plastischen Zustand gestreckt, wobei sich das Muster zum Fuß hin zu länglichen Riefen verzog.
Kelchglas mit Ringen
FO: Lüneburg, Glockenhof (Kloake 4)
kobaltblaues Glas, verwittert und stellenweise irisiert, geklebt und montiert,
H 14,8 cm; Ø Fuß 6,7 cm; Ø Lippe 7,8; Gd. 1,0 mm
Böhmen, um 1600
Dieses Glas ist mit Sicherheit einer böhmischen Glashütte aus der Zeit um 1600 zuzuweisen. Dafür sprechen das kräftige Kobaltblau und die Form des Glasgefäßes, die von mehreren Hüttenplätzen Böhmens bekannt ist. Die kleinen Ösen waren für die Aufnahme von Ringen gedacht. Die Ringe waren reine Dekoration und finden sich nicht nur an böhmischen Produkten, sondern zeitgleich ebenso an Gläsern aus niedersächsischen Glashütten (Fußbecher mit Fadendekor). Die engsten Parallelen zu dem Kelchglas vom Glockenhof sind in der Leningrader Eremitage sowie aus mehreren Fundorten in den Niederlanden vorhanden, die sämtlich, wie unser Glas, in die Zeit um 1600 datieren.
Autor: Peter Steppuhn; in: Glaskultur in Niedersachsen, 2003, 117. (gekürzt)