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Pollenanalysen an Kloakeninhalten aus Lüneburg (Fortsetzung)

Julian Wiethold

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  • Buchweizen

    Abb. 1

  • Walnussbaum

    Abb. 2

  • Ackerbohne

    Abb. 3

  • Kornblume

    Abb. 4

  • Wiesen-Flockenblumen-Typ

    Abb. 5

  • Spulwurm, Eihülle

    Abb. 6

  • Peitschenwurm, Eihülle

    Abb. 7

Nachgewiesene Kulturpflanzen sind neben den Getreiden (Roggenpollen sowie Pollen vom Weizen-, Gerste- und Hafertyp) insbesondere Buchweizen (Abb. 1), die Walnuss (Abb. 2) und die Ackerbohne (Abb. 3). Neben dem sicher bestimmbaren Pollen von eindeutigen Kulturpflanzen, die man deshalb bei pollenan­alytischen Untersuchungen als primäre Siedlungs­zeiger bezeichnet, finden sich auch Pollenkörner von Unkräutern, die mit den Kultur­pflanzen vergesell­schaftet waren. Diese Pollentypen werden als sekundäre Siedlungs­zeiger bezeichnet, da das Auftreten der Pflanzen durch menschliche Aktivitäten stark gefördert wird. So sind in den Kloakensedimenten, die überwiegend aus fein zerteilten Getreide­kornhäuten des Roggens bestehen, Pollenkörner der Kornblume besonders häufig (Abb. 4). Die Kornblume war früher ein weit verbreitetes Unkraut in den Winterroggenfeldern. Ferner wurden Pollenkörner der Wiesen­flockenblume nachgewiesen, die an trockenen Feldrainen oder im extensiv genutzten mageren Grünland vorkommt (Abb. 5).

Die Eihüllen verschiedener Eingeweide­würmer, insbesondere von Spulwurm und Peitschenwurm sind ähnlich gut erhaltungsfähig wie Pollenkörner. Da in der frühen Neuzeit die Durchseuchung der Bevölkerung mit Eingeweide­würmern erheblich war und die meisten Fadenwürmer sehr viele Eier produzieren, finden wir neben den Pollenkörnern die Parasiteneier in großer Zahl in den Kloaken­sedimenten (Abb. 6 und 7). Sie sind 40 bis 60 Mikrometer groß und entsprechen in ihren Größenver­hältnissen großen Pollenkörnern. Bei der Pollenanalyse an Kloaken­sedimenten können sie bestimmt und mitgezählt werden. Bei der Probenauf­bereitung für die Pollenanalyse lässt sich durch die Zugabe einer bekannten Menge von Markersporen, die zu einem festgelegten Volumen Kloaken­sediment hinzugefügt werden, auch die Zahl von Parasiteneiern pro Milliliter Kloakensediment ermitteln. Dieser Wert ermöglicht einen Eindruck von der damaligen hygienischen Situation in den frühneu­zeitlichen Städten.

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