Uwe Meyer – ein Nachruf
Vielleicht hörte er selbst in seiner Wohnung am Kreideberg, wenn Bagger in der Altstadt tätig waren. Jedenfalls war Uwe Meyer fast immer zur Stelle, wenn Bagger alte Bausubstanz zerstörten und in den historischen Lüneburger Boden griffen.
Zunächst galt sein Engagement der Arbeiterwohlfahrt und den Kleingärtnern. Aber schon früh war der Fotoapparat sein ständiger Begleiter. Zunehmend interessierte sich Uwe Meyer für die Geschichte der Stadt, erinnerte sich, dass er Teile seiner Kindheit in einem Haus „Auf dem Meere” verbrachte. Er sammelte alte Fotografien und dokumentierte den Wandel der Stadt. Er hielt aber auch die schmerzlichen Verluste fest. Seine Informationsquellen flossen reichlich, denn nicht nur in der Bauwelt war der gelernte Maurer Uwe bekannt. Erfuhr er, dass etwas verändert oder gar abgerissen werden sollte, dokumentierte er. Sein unruhiger Geist nutzte die Zeit, die ihm seine angeschlagene Gesundheit zur Verfügung ließ. So entdeckte er bei seinen Streifzügen durch die Stadt auch die Archäologie.
Im Jahre 1990 half er erstmals bei Ausgrabungen in der Stadt Lüneburg. Im Zuge der Neubebauung des Grundstücks „Vierorten” unterstützte er die Bezirksarchäologie bei der Bergung von Kloaken und fertigte eine Fotodokumentation der Ausgrabungen. Sein Interesse für Stadtarchäologie mündete in eine systematische Beobachtung von Baustellen. Daher entdeckte Uwe Meyer im Sommer 1991 vier Kloaken auf der Baustelle „Betriebshof Karstadt” am Wüstenort. Zusammen mit der Bezirksarchäologie und dem Arbeitskreis Lüneburger Altstadt e.V. rettete er die Reste von vier Kloaken, trug bei dieser Aktion die Hauptlast und fertigte wiederum eine solide Fotodokumentation.
Im August 1991 wurde die Stadtarchäologie eingerichtet. Seither war Uwe Meyer ein überaus engagierter und zuverlässiger Helfer. Gerade in der Anfangszeit der Stadtarchäologie, als kein weiteres Personal zur Verfügung stand, war er stets zur Stelle. Er plante und organisierte – seine Beziehungen halfen immer weiter. Die archäologischen Maßnahmen in der Karstadt-Baugrube im Jahre 1992 unterstützte er ebenso wie viele kleinere archäologische Arbeiten auf Baustellen in der Stadt. Uwe Meyer half immer. Auch für den Arbeitskreis Lüneburger Altstadt war er mit seiner Kamera häufig unterwegs und dokumentierte die vielfältigen Aktivitäten des Vereins. Viele seiner Fotos waren auf der Handwerkerstraße zu sehen. Und gerade auf der Handwerkerstraße war er in seinem Element. Im Renaissancegewand und mit einem Koffer voller modernster Fotoapparate bewies er sein Auge für den Augenblick.
Bis zu einem weiteren gesundheitlichen Einschnitt Anfang 1993 war Uwe Meyer nahezu permanent bei archäologischen Maßnahmen in der Stadt tätig. Nach einem erneuten gesundheitlichen Rückschlag im folgenden Winter verlegte er seine Unterstützung der Stadtarchäologie auf fotografische Arbeiten und auf handwerkliche Tätigkeiten in den Arbeitsräumen der Stadtarchäologie. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass die Räumlichkeiten renoviert und die technischen Voraussetzungen für die konservatorische Aufbereitung der Funde verbessert wurden.
Er war immer voller Pläne, und seine Besuche im Büro oder auf der Grabung waren turbulente Abwechslungen. So kam er im Sommer 1995 häufig zu unserer Ausgrabung der Töpferei auf der Altstadt und brachte Erfrischendes aus seinem geliebten Garten mit.
Uwe Meyer sparte nicht mit seinen Kräften. Dies war ihm und uns bewusst, aber er war nicht zu bremsen. Trotzdem kam sein Tod plötzlich. Er starb am 7. August 1995 mit 54 Jahren.
Edgar Ring, in: Aufrisse, Jahresheft des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt e.V. 12/1996, 4f.