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Gläserne Schätze aus dem Untergrund

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    kleine Schale
  • Kanne
  • Löwenbalusterstiel
  • Flöte auf Löwenbalusterstiel
  • Fußbecher (Diabolo-Glas)
  • Becher mit Emailbemalung
  • Parfümflaschen
  • Ensemble
  • Der Fuchs predigt den Gänsen

Viele Jahre schlummerten in Vitrinen, Schubladen und Pappkartons des Museums für das Fürstentum Lüneburg und der Stadtarchäologie Lüneburg gut 1.200 Glasfunde und warteten darauf, an das Licht der Öffentlichkeit zu gelangen. Die Glasobjekte, die während der letzten 30 Jahre im Zuge von Ausgrabungen geborgen werden konnten, haben es verdient, entdeckt zu werden: Im Vergleich zu anderen Glasfunden des 15. bis 18. Jahrhunderts aus Städten besticht die Lüneburger Sammlung durch eine außergewöhnlich große Zahl qualitativ hochwertiger Gläser vor allem des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Stadtarchäologie Lüneburg in Verbindung mit dem Verein Lüneburger Stadtarchäologie e.V. als Initiatoren und der Lüneburgischen Landschaft als Finanzier ist es zu verdanken, dass die reichhaltigen Glasbestände des Museums aufgenommen und ausgewertet werden konnten.

Die Ausstellung „Glaskultur in Niedersachsen” gibt anhand von gut 180 Exponaten einen umfassenden Einblick in die Glasgeschichte des nordwestlichsten Bundeslandes. Der zeitliche Rahmen der Ausstellung erstreckt sich von etwa 400 bis 1800; er beginnt mit frühfränkischen Importen, wirft ein Licht auf die mittelalterliche und neuzeitliche Glasherstellung im südlichen Niedersachsen, stellt gläserne Highlights des 16. und 17. Jahrhunderts vor und endet bei den norddeutschen, insbesondere den niedersächsischen Glasprodukten der Neuzeit. Importe aus Böhmen, Frankreich, die Niederlande und Venedig sind Zeugen einer an Luxus orientierten Glaskultur.

Das Schwergewicht der Ausstellungsobjekte liegt auf dem stilistischen und funktionalen Spektrum der Lüneburger Glasgefäße mit ihrer außergewöhnlichen Formen-, Farb- und Dekorvielfalt. Ergänzt durch ausgewählte Exponate des Mittelalters und der Neuzeit aus den niedersächsischen Städten Göttingen und Einbeck bietet die Ausstellung neue Erkenntnisse zur Glaskultur in Niedersachsen.

Neben Fensterverglasungen, schlichten Vorrats- und Schenkgefäßen sowie Gläsern aus dem medizinisch-alchemistischen Bereich sind Glasgefäße einer gehobenen Tisch- und Trinkkultur geborgen worden. Zu den bemerkenswerten Funden des Spätmittelalters zählen Importstücke aus dem belgisch/französischen Raum sowie aus der Region Böhmen/Thüringen. Erzeugnisse deutscher Waldglashütten (hier insbesondere Weserbergland, Thüringen, Mecklenburg und Schleswig-Holstein) sind durch geläufige Trinkglasformen des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts wie optisch geblasene Becher, Krautstrünke und Keulengläser vertreten. Produkte des 16. und 17. Jahrhunderts sind in Form von Stangengläsern, Berkemeiern und Römern sowie Henkel- und birnförmigen Flaschen präsent.

… à la façon de Venise

Daneben kommt den luxuriösen Trink- und Tischgeschirrgefäßen des 16. und 17. Jahrhunderts aus farblosem, farbigem und emailbemaltem Glas eine herausragende Stellung zu, wobei die Produkte aus Glashütten, die in den südlichen Niederlanden und in Antwerpen à la façon de Venise gearbeitet haben, besonders bemerkenswert sind. Zu den wertvollsten Exemplaren jenes Herkunftsgebietes zählen nicht nur verschiedene Varianten von Flügel- und Schlangengläsern, sondern gleichfalls ein sogenannter Kometenbecher, der aus Fundkomplexen deutscher Städte bisher nur aus Köln bekannt ist. Hinweise auf einen gehobenen Lebensstil liefern weiterhin Glasgefäße, die weniger funktionalen, sondern eher dekorativen und repräsentativen Zwecken auf der Tafel dienten. Dazu gehören Scherzgläser und Zierflaschen wie auch Schalen, die durch ihre Farbigkeit und Außergewöhnlichkeit eine Ergänzung zu den Trinkgläsern bilden.

Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog, der nicht nur die interessantesten Glasobjekte vorstellt, sondern sich ebenso weiteren Themen zur Glashistorie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie verschiedenen Glasproduktionstechniken widmet.

Text: Edgar Ring u. Peter Steppuhn

Spitzkelch auf Löwenbaluster: © C. Fuchs, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
alle übrigen Fotografien: © Gilbert Harke und © Stadtarchäologie Lüneburg

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