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Objektgruppe Glas

Spitzgläser und Flöte

2 Spitzgläser

2 Spitzgläser
Niederlande oder Belgien, 1. V. 17. Jh.

a) FO: Lüneburg, Große Bäckerstraße 6/7 (Kloake 8)
farbloses Glas mit leichtem Graugrünstich,
H 12,9 cm; Ø Fuß 6,1 cm; Ø Lippe ca. 6 cm; Gd. 0,8 mm

Gewickelter und geglätteter, hochgezogener Fuß. Halbkugeliger Nodus, darüber dicker aufgelegter Faden. Spitzkelch mit hochgewölbtem Boden. Nahezu gerade konische Wandung.

b) FO: Lüneburg, Am Berge 39 (Kloake)
blaugrünes Glas, geklebt,
H max. 11,6 cm; Ø Fuß 7,9 cm; Ø Lippe 6,4 cm; Gd. 0,5 mm

Hochgezogener und nach unten umgeschlagener Fuß mit hohlem Rand. Spitzkelch mit nahezu gerader konischer Wandung auf den Fuß gesetzt. Plastische Fadenauflage über Ansatzstelle. Lippe leicht verdickt.

Spitzkelche auf hochgezogenem Fuß stellen eine Zwischenform zu Kelchgläsern und Flöten dar. Sie sind in vielen Glashüttenregionen des westlichen Mitteleuropas hergestellt worden. Diejenigen mit relativ flacher Fußscheibe wurden vermutlich in Belgien oder in den südlichen Niederlanden produziert.

Spitzglas, Fragment

FO: Lüneburg, Große Bäckerstraße 27 (Kloake)
hellgrünes Glas, getrübt, geklebt,
H max. 11,4 cm; Ø Lippe 5,3 cm; Gd. 0,7 mm
Norddeutschland, 1. V. 17. Jh.

Spitzglas, Fragment
Mehrfach gewickelter und hochgezogener Fuß. Spitzkelch mit nahezu gerader konischer Wandung auf den Fuß gesetzt. Im unteren Teil der Wandung waffelförmig herausgekniffene Fadenauflage.

Auch dieses Spitzglas ist mit den oben gezeigten eng verwandt. Das Stück von der Bäckerstraße ist sicherlich in einer norddeutschen Glashütte entstanden. Im Gegensatz zu den vorher beschriebenen Exemplaren trägt es mit der waffelförmig herausgekniffenen Fadenauflage einen besonderen Dekor. Gläser mit solcher Applikation sind nicht nur aus Norddeutschland, sondern ebenso aus dem westlichen Mitteleuropa bekannt. Vermutlich sind Spitzkelche mit diesem Dekor auch noch im 18. Jahrhundert produziert worden.

Flöte, Fragment

Flöte, Fragment

FO: Lüneburg, Glockenhof (Kloake 4)
farbloses Glas mit minimalem Graustich,
H 14,9 cm; Ø max. 3,7 cm; Gd. 0,5 mm
Niederlande, Mitte 17. Jh.

Mehrfach gewickelter und hochgezogener Fuß. Spitzkelch mit nahezu gerader konischer Wandung auf den Fuß gesetzt. Im unteren Teil der Wandung waffelförmig herausgekniffene Fadenauflage. Ansatz einer Wulstscheibe, darüber große flache Scheibe. Schmaler Spitzkelch.

Lange schmale Flöten sind eine Spezialität niederländischer Glashütten im 17. Jahrhundert gewesen, die Gläser à la façon de Venise herstellten. Es kommen relativ schlichte, aber auch sehr aufwändig verzierte Formen vor. Die vornehmen Kelche wurden, wie heute, vor allem für den Genuss von Schaumweinen benutzt. Vom Lüneburger Stück ist leider nur noch ein Teil des Kelches erhalten, wie Fuß und Stiel geformt waren, ist nicht bekannt.

Autor: Peter Steppuhn; in: Glaskultur in Niedersachsen, 2003, 114-116 u. 124 f. (gekürzt)