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Objektgruppe Glas

Becher

Fußbecher („Diabolo-Glas”)

FO: Lüneburg, Am Sande 19 (Kloake)
farbloses Glas, verwittert,
H 13,9 cm; Ø Fuß 8,4 cm; Ø Lippe 10,2 cm; Gd. 1,6 mm,
Belgien/Nordfrankreich oder Nordwestschweiz, 1. V. 16. Jh.

Fußbecher

Durch Hochstechen der Glasblase gebildeter Fuß mit hohlem Rand. Nahtloser Übergang zwischen Fuß und Kuppa. 2fach und 5fach spiralig aufgelegter weißer Faden. Weißer Rand-faden. Trichterförmige Gläser auf ebenfalls trichterförmigem Fuß ohne verbindenden Stiel sind ein Produkt nordfranzösischer, vielleicht auch belgischer Glashütten aus der Zeit um 1500 und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ebenso liegen Hinweise dafür vor, dass Fußbecher dieser Art in der Nordwestschweiz gefertigt wurden. Den gelegentlich verwendeten Namen „Diabolo-Glas” erhielten die Glasgefäße aufgrund ihrer nahezu symetrischen Gestalt, die an die zu einem Wurf- und Fangspiel gehörenden Doppelkreisel von Kindern und Artisten erinnern. Während sich Gläser-Varianten mit optisch geblasenem Muster vornehmlich im mittleren Westeuropa finden, sind solche mit glatter Wandung deutlich weiter verbreitet und kommen noch in Stralsund vor. Gerade die Gläser mit weißen Fadenauflagen ähneln sich sehr, was auf ein recht eng begrenztes Produktionsgebiet und einen kurzen Herstellungszeitraum schließen lässt.

Autor: Peter Steppuhn; in: Glaskultur in Niedersachsen, 2003, 96. (gekürzt)